Was Reglementierungssysteme nicht tun

Die Reglementierungssysteme für die Forschung verlangen von Wissenschaftlern, dass sie vor Beginn einer Studie hohe Auflagen erfüllen müssen, und doch gibt es auffallend viele Dinge, die sie nicht oder nicht zufriedenstellend regeln. Zahlreiche Systeme stellen nicht ausreichend sicher, dass die geplanten Studien auch tatsächlich benötigt werden – beispielsweise verlangen sie von den Wissenschaftlern keinen Nachweis darüber, dass sie die bereits vorhandenen Erkenntnisse gründlich ausgewertet haben, bevor sie eine neue Studie in Angriff nehmen (zur Frage, warum systematische Reviews so wichtig sind, s. Kap. 8).

Zudem befinden sich die meisten Maßnahmen zur Reglementierung der Forschung noch im Anfangsstadium, wobei das Hauptaugenmerk auf der Kontrolle der Aufnahme von Teilnehmern in die Studien liegt. Erstaunlich wenige Anstrengungen gelten der Überwachung laufender Studien und der Gewährleistung, dass die Forscher ihre Studienberichte am Ende ihrer Forschungsarbeiten umgehend (bzw. überhaupt) veröffentlichen und angeben, inwieweit ihre Ergebnisse zur Verringerung von Unsicherheiten beitragen.

Was Forschungsreglementierung leisten sollte
«Wenn Ethiker und andere Kritik an klinischen Studien üben wollen, dann sollten sie ihr Augenmerk auf wissenschaftlich unzulängliche Arbeiten, auf die Neuerfindung des Rades und vor allem auf grundlose Ausschlüsse sowie die ungerechtfertigte und unsinnige Inanspruchnahme von Ressourcen richten. Ein Schwachpunkt der aktuellen Debatte ist, dass sie dem Zweck von Studien keine Beachtung schenkt – nämlich zu gewährleisten, dass die in Gebrauch befindlichen Therapien sicher sind und auch wirklich das leisten, was sie besser können als ihre Alternativen. In der Ethik gibt es keinen Königsweg – ebenso wenig wie in Studien.»

Ashcroft R. Giving medicine a fair trial. BMJ 2000; 320: 1686.

Menschen, die zur Teilnahme an einer Studie über Therapieeffekte eingeladen werden, brauchen Gewissheit, dass die Studien diese Mühe wert sind und dass ihr persönlicher Beitrag anderen nutzt. Reglementierungssysteme müssen noch mehr tun, um ihnen in beiderlei Hinsicht Gewissheit zu geben. Darüber hinaus müssen sie unnötige Hindernisse für solide Forschung abbauen, deren Ziel die Beantwortung patientenrelevanter Forschungsfragen ist. Zunehmend wächst die Einsicht, dass die Überprüfung der Wirksamkeit von Therapien uns alle angeht. Da Patienten und Öffentlichkeit die sich nun bietenden Gelegenheiten zur Mitwirkung an der Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben aufgreifen (s. Kap. 11), werden sie wahrscheinlich auch ein zunehmendes Mitspracherecht haben, wenn es um die Auseinandersetzung mit regulatorischen Hindernissen geht.

  • Die Forschungsreglementierung ist unnötig kompliziert.
  • Die derzeitigen Forschungsreglementierungssysteme behindern die Durchführung von fairen Therapietests, die eine bessere Gesundheitsversorgung gewährleisten würden.
  • Trotz der lästigen Reglementierungsanforderungen, denen Wissenschaftler unterliegen, geben die Reglementierungssysteme aber kaum eine Gewähr, dass die vorgeschlagenen Studien auch wirklich gebraucht werden.
  • Die Forschungsreglementierung trägt nur wenig zur Überwachung und Nachbeobachtung genehmigter Forschungsvorhaben bei.