Vergleiche von Therapien mit dramatischen Effekten

Manchmal sprechen Patienten so drastisch auf eine Behandlung an, dass man auch ohne sorgfältig durchgeführte Tests zuverlässige Schlussfolgerungen ziehen kann (s. Kap. 5, von 5. Wie man mit Unsicherheit im Hinblick auf Therapieeffekte umgeht bis Wenn Ärzte sich nicht einig sind, Abb. 7). [3] Bei einem Patienten mit einem Lungenkollaps (Pneumothorax) sorgt das Einführen einer Hohlnadel in den Brustraum und das Absaugen der eingeschlossenen Luft so unmittelbar für Linderung, dass die Vorzüge dieser therapeutischen Maßnahme auf der Hand liegen. Andere Beispiele für dramatische Wirkungen sind die Gabe von Morphium bei Schmerzen, die Gabe von Insulin bei einem diabetischen Koma und der künstliche Hüftgelenkersatz bei arthritisbedingten Schmerzen. Aber auch die unerwünschten Wirkungen von Behandlungen können dramatische Formen annehmen. So verursachen Medikamente manchmal schwerwiegende, sogar tödliche allergische Reaktionen; als Beispiel für dramatische Nebenwirkungen können auch die durch Thalidomid hervorgerufenen seltenen Fehlbildungen der Gliedmaßen angeführt werden (s. Kap. 1, Thalidomid).

Allerdings kommen solche dramatischen Wirkungen von Therapien, ganz gleich, ob positiver oder negativer Art, nur selten vor. Die meisten Therapieeffekte fallen schwächer aus. Trotzdem ist es gut, über sie Bescheid zu wissen. Beispielsweise bedarf es sorgfältig durchgeführter Tests, um festzustellen, welche Dosierschemata bei Morphium wirksam und sicher sind, oder um herauszufinden, ob gentechnisch hergestelltes Insulin Vorteile gegenüber tierischem Insulin aufweist oder ob ein neu auf den Markt gebrachtes künstliches Hüftgelenk, das zwanzigmal teurer ist als die kostengünstigste Variante, diese Zusatzkosten – im Hinblick auf das, worauf es dem Patienten ankommt – auch wert ist. Unter diesen alltäglichen Umständen müssen wir alle unfairen (verzerrten) Vergleiche vermeiden und mit ihnen auch die falschen Schlüsse, die sich daraus ergeben können.